Mittwoch, Oktober 18, 2006

Herbstlich(t)

Toller Titel, nicht wahr?
Es ist herbstlich geworden, in Island. Das heisst, es gibt Stürme und Regen und das Wetter von jetzt ist wahrscheinlich nicht das Wetter von gleich. Die aufgepeistschten Wellen vor dem Hintergrund der mit hauchdünner Schneeschicht bedeckten Berge im Licht des Sonnenaufgangs vermittelt eine unglaubliche Stimmung. Leider hatte ich keine Kamera dabei.
Aber auch sonst hat der Herbst einiges zu bieten, namentlich die réttir (blog folgt), die Herbstfarben (blog folgt) und die beste Zeit, um Nordlichter zu schauen.
Also was macht man in einer klaren kalten Nacht im isländischen Oktober? Klar, man setzt sich ins Auto und fährt ins Dunkel! Das ist gar nicht so leicht, in einer klaren Nacht quasi unmöglich. Das erste Problem ist, dass man mitten in der Pampa steht und sich denkt: "Hinter dem nächsten Hügel stören die Lichter von Reykjavik nicht mehr!", also los... und schwupps findet man eine Laterne, die wahrscheinlich dafür geschaffen ist, dem einzigen Strauch im Umkreis beim wachsen zu helfen. Vielleicht hat sich hier auhc mal vor ein paar Jahren ein Fussgänger verirrt und sich beschwert, dass er den Weg nicht sehen konnte. Jedenfalls steht da jetzt eine Laterne und die stört. Island ist fortschrittlich, das heisst, die Laternen schalten sich ebenso wie in Deutschland ab, wenn man dagegen tritt, aber... fahren wir doch lieber noch ein Stück weiter. Hat man dann endlich einen richtig dunklen Platz gefunden, dann Leuchten die Sterne so hell, dass man auch neben der Laterne hätte stehen bleiben können. Und dann auch noch dieses komische grüne Licht am Himmel... das ist halt der Herbst in Island!

Montag, Oktober 02, 2006

Die Amerikaner gehen

Vor langer langer Zeit (genau genommen während dem 2. Weltkrieg) hat sich die USA gedacht, dass sie Island kauft, um einen Stützpunkt dort zu errichten.
Dies hat viel Aufsehen erregt und den Wikinger in der Ehre tief getroffen. Natürlich ist es auch Thema in vielen isländischen Geschichten, wie z.B. auch den Bestsellern des berühmten Halldór Laxness. Dabei geht Dichtung und Wahrheit oder sagen wir mal Wahrheit und „isländische Sichtweise“ manchmal ein bisschen durcheinander. Natürlich haben die Amerikaner Island nicht gekauft (und wohl auch nie vor gehabt), aber irgendwie ist es dazu gekommen, dass man den Amerikanern ein Stückchen Land in unwegsamen Gelände verpachtet oder verkauft oder sonstwie zur Verfügung gestellt hat. Irgendwo am Ende der Landzunge von Reykjanes, in vulkanisch aktivem Gebiet. Dort ist daher der Luftwaffenstützpunkt von Keflavík entstanden und das Verhältnis zu dieser Airbase (die in Wirklichkeit eine NATO Base ist) und somit auch zu den Amerikanern ist seit je her gespannt, zwiespältig, für Außenstehende auf jeden Fall befremdlich und lustig. Es ist wohl für den Wikinger ein Stich ins Herz, wenn er unentwegt mit ansehen muss, dass er von den Amerikanern beschützt wird. Die Airbase liefert aber nicht nur militärischen Schutz für ein Land ohne Armee, sondern zeigt auch in anderen Dingen die Überlegenheit eine Weltmacht im Vergleich mit einem Inselvölkchen.
Wenn man länger in Island weilt, kann man ein bisschen nachvollziehen, was das für einen Wikinger, der sich gegen alles und jeden durchgesetzt hat und jetzt im Land mit den schönsten Frauen und stärksten männnern..blablabla… jedenfalls was das für einen Isländer bedeutet. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich seit jener Zeit Legenden und Geschichten um die Air Base und deren Bewohner ranken. Vor allem jetzt, wo die Amerikaner beschlossen haben, Island zu verlassen und ihre Streitkräfte abgezogen haben. Deswegen lege ich jetzt kurzerhand die Serie "Legends of the Airbase" auf (übrigens ohne jede persönliche Wertung und ohne jede Garantie auf Richtigkeit!!!).


Sonntag, Oktober 01, 2006

Legends of the Airbase: Seenotrettung auf Isländisch

Die Anwesenheit der Amerikaner war für Island durchaus nutzbringend.
So haben die Amerikaner zum Beispiel Rettungshubschrauber mit deutlich größerer Reichweite als die Isländer. Ein weiterer Stich ins stolze Wikingerherz? Um das zu vermeiden war das normale Vorgehen bei Seenotrettungen so, dass der isländische Rettungshubschrauber von einem amerikanischen begleitet wurde, damit dieser übernehmen kann, falls dem isländischen der Sprit ausgeht. Wenn nicht, durften die Amis unverrichteter Dinge wieder nach Hause fliegen.

Übrigens keine Sorge beim allmorgendlichen Bad im Meer: Man hat schon entschieden, einen neuen Hubschrauber mit größerer Reichweite einzukaufen...


Legends of the Airbase: Island ohne Schutz

1949 unterzeichneten die USA und Island ein Verteidigungsabkommen, welches dem Staat Island militärischen Schutz durch die Amerikaner zusicherte.
Wenn die Amerikaner weg sind, ist dieser Schutz natürlich quasi nicht mehr gegeben.
So freute sich ein Teil der Isländer über den Abzug, ein anderer Teil war in großer Sorge.
Der Staatspräsident startete sofort eine Bewerbungstour Rund um Europa und ersuchte um militärischen Schutz. Leider mit sehr geringem Erfolg. Also versuchte man Druck auf die USA auszuüben, mit dem Argument, dass das einseitige Kündigen von Verträgen ja eigentlich auch für Amerika nicht wirklich erlaubt ist und schon gar nicht die feine Art. Und in Erinnerung an den erfolgreichen Kabeljaukrieg sollten sich die Amerikaner mal Rat bei den Engländern einholen, ob es eine gute Idee ist, sich mit einer Horde wild gewordener Wikinger anzulegen.
Oder so ähnlich.
Und tatsächlich verzeichnete man kürzlich Erfolg: Es gibt ein neues Abkommen. Unterzeichnet und versiegelt. Einziger Nachteil: niemand kennt dessen Inhalt. Aber das ist wohl Nebensache, denn im Zweifelsfall machen die Wikinger selbst mit ihren kleinen Fischerbooten die großen Schlachtschiffe platt. Wers nicht kennt schaut hier.


Legends of the Airbase: Stecker raus am Zivilflughafen Keflavík

Der Flughafen Keflavík auf der Natobasis verlor mit Ende des Krieges an militärischer Bedeutung und wurde mehr und mehr für Zwischenlandungen von zivilen Flugzeugen auf dem Weg zwischen Europa und Amerika genutzt. Mittlerweile wird er gemeinschaftlich von der US Navy und der isländischen Luftfahrtbehörde betrieben. Allerdings sind viele technische Aufgaben in Hand der Amerikaner gewesen. So zum Beispiel die Flughafenfeuerwehr und die technische Unterstützung der Stromversorgung.Deshalb bemerkten die Zeitungen kurz vor Abzug der Amerikaner, dass diese bei ihrem Abzug quasi den Stecker raus ziehen werden, da niemand sich mit dem Stromnetz auskennt. Ich weiss nicht, ob sie einen armen Soldaten abgestellt haben, der dafür noch ein paar Jahre technischen Support leisten muss, aber noch gibt es Licht in Keflavík!

Legends of the Airbase: Kakkalakkafaraldurshætta

Kakkalakka sind Kakerlaken und wörtlich übersetzt heisst Kakkalakkafaraldurshætta Kakerlakenplagengefahr.

Die Kakerlake ist „virtually nonexistent“ in Island.
Also eigentlich gibt es die nicht hier.. Ausser bei den Amerikanern. Warum gerade da, weiß ich nicht. Aber die Amerikaner haben auf ihrer Basis ein echtes Problem mit Kakerlaken und wenn die nicht regelmässig die ganze Basis desinfiziert hätten, dann wär wer weiß was passiert. Aber jetzt sind sie weg. Die Amerikaner, nicht die Kakerlaken. Die sind noch da. Und wer desinfiziert jetzt? Die Amerikaner haben ihren Dreck einfach nicht weg gemacht, nachdem sie gegangen sind. Es besteht also die Gefahr, dass sich die Kakerlaken in Keflavík vermehren und von dort aus Ihren Auszug nach Reykjavik starten. Wenn sie nicht unterwegs weggeblasen werden. Oder erfrieren. Oder in eine heiße Quelle fallen. Auf jeden Fall besteht Handlungsbedarf. Dringend! Denn wenn der gemeine Isländer auf Kakerlaken genau so reagiert, wie auf Wespen, dann ist die Insel bald leer!