Samstag, Juli 23, 2005

Der Westen vom Westen

skaftafell
Am nächsten Morgen sind wir noch zum Frühstück eingeladen und müssen unseren Mitreitern erklären, dass wir sie schon wieder verlassen müssen. Eine deutsche Familie hat sich noch dazu gesellt und es gibt einen interessanten Wissensaustausch über Pferde, Island und das Leben an sich…
Dann packen wir zusammen und machen uns auf, den Rest der Halbinsel zu erkunden. Gekostet hat der Spaß übrigens 8000 ISK (ca. 100 EUR) pro Nase inkl. Verpflegung. Ein ziemlicher Einheitspreis in Island für eine eintägige Reittour.

Mit unserem Toyo fahren wir erst mal nach Budir, wo wir die Farbkontraste zwischen blauem Meer, rotem Strand, schwarzen Lavafelsen, grünen Bergen und weißem Gletscher bestaunen. Der natürliche Hafen ist natürlich ebenso sehenswert und es reizt uns von hier vorbei am großen Brocken bis nach Arnastapi zu wandern. Wir entschließen uns jedoch dagegen und nehmen statt dessen den Wagen.
In Arnastapi machen wir erst mal Rast.

snaefellsnesDie Vögel

Auch hier gibt es einen schnuckligen Hafen - nicht ganz natürlich diesmal. Wir sind schon einigermaßen begeistert von der Menge der Vögel, die hier herumfliegen. Die Seeschwalben verdunkeln teilweise fast den Himmel…
Dann gehen wir die Steilklippen entlang spazieren. Diese sind hier von Höhlen durchzogen und man kann durch die Klippen aufs Meer schauen.
snaefellsnesVögel brüten überall und man kommt, wenn man schwindelfrei ist, auch ziemlich nah ran. Immer wieder gibt es neue Ansichten und Ausblicke. Die Lavaformationen sind beeindruckend - Basaltsäulen formen Rosetten, sehen teilweise wie geschichtete Baumstämme aus und formieren Höhlen, in denen die Vögle brüten.
snaefellsnes

Wir klettern ein bischen auf den Felsen rum, wandern die Steilklippen entlang und wagen uns ab und zu bis zum Abgrund, um einen noch anderen Blick auf Vögel und Felsen zu bekommen. eigentlich wollten wir hier nur kurz verweilen, sind aber nun schon mehrere Stunden hier. Brutzeit zum einen und das Wetter zum anderen sorgen für ein unvergleichliches Schauspiel. Und für die musikalische Untermalung sorgen die Seeschwalben und Möven. Endlich entschließen wir uns, zurück zum Auto zu gehen und nehmen dafür den kürzesten Weg quer durch die Wiese. Obwohl wir uns auf einem Feldweg befinden, scheinen die Seeschwalben nicht damit einverstanden zu sein. Um ihre Nester zu schützen, die in den Wiesen neben uns liegen, stürzen sie sich auf uns, bleiben kurz über unseren Köpfen in der Luft stehen, schreien was das Zeug hält, um dann im Sturzflug auf uns nieder zu stürzen. Wir wissen bereits, dass es sich nur um Scheinangriffe handelt und die Schwalben kurz vorher doch wieder abdrehen. Trotzdem bekommen wir es mit der Angst zu tun ( Hitchcock lässt grüssen) ducken uns und rennen schnurstracks zum Auto.

snaefellsnesAuf den Snaefellsjökull

Jetzt haben wir 2 Möglichkeiten: Entweder den Snaefellsjökull umrunden oder überqueren. Nach kurzer Diskussion entschließen wir uns für die letzte Möglichkeit und tuckern mit dem Toyo den Berg hinauf. Eigentlich eine F-Straße, also ist der Leihwagen nicht versichert oder so... Jedenfalls ist die Straße gut befahrbar und wir kommen gut oben an. Später erfahren wir, dass es hier oben vor 2 Tagen noch einen Wagen zerrissen hat, als dieser durch ein Monsterschlagloch gefahren ist... Es dauert noch ein bischen, aber dann können wir endlich einen Blick auf den Gipfel werfen. Im Winter kann man hier so weit fahren, bis man plötzlich mitten auf dem Gletscher steht, aber jetzt ist schon ne Menge Schnee weggeschmolzen, wir kommen also problemlos bis zur Hütte, von der die Schneeraupen los fahren. Island ist klein, deshalb ist es auch irgendwie nicht besonders verwunderlich, dass wir eine Kollegin von mir an der Pistenraupe treffen, die mit dieser zum Gipfel und mit Skiern wieder runter fahren will.

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Auf dieses Vergnügen verzichten wir aber und wandern einfach ein Stück den Berg hinauf, genießen die Aussicht und sliden dann auf Schnee und Eis wieder runter. Oben konnte man sehen, dass von Westen eine Nebelbank im Anmarsch ist, die wohl ganz Snaefellsnes einhüllen wird. Also ab ins Auto und vor dem Nebel noch nach Olafsvik. Wir schaffen es noch im strahlenden Sonnenschein, aber als wir Richtung Hellisandur fahren, stehen wir plötzlich mitten in einer Wolke und können nur noch 20 m weit sehen. Also wieder zurück, Flucht vor dem Nebel.
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In Rif müssen wir aber noch mal Halt machen. links und rechts neben der Straße brüten tausende Vögel, vor allem Seeschwalben, und machen ohrenbetäubenden Lärm. Ein faszinierendes Schauspiel! Dann flüchten wir vor den Wolken in Richtung Stykkisholmur.

Flucht vor dem Nebel
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Unterwegs genießen wir das unglaubliche Panorama während hinter uns der Nebel über die Berge schwappt. Kurz vor Stykkisholmur hat er uns dann eingeholt, die Sicht geht gegen Null. Auch das Besteigen des Helgafell bringt keine gute Aussicht mehr und wir beziehen Unterkunft in einem typisch isländischen Quartier: eine alte Schule, in der man die Räumlichkeiten benutzen kann und entweder in der Turnhalle schläft (dann bitte den Hausmeister anrufen) oder das Zelt auf der Wiese davor aufschlägt (irgendwann am nächsten morgen kommt dann einer vorbei..). Die gut ausgestattete Küche steht ebenso zur Verfügung wie Toiletten und Duschen. Nichts ist verdreckt, zerstört und vor allem hat wohl noch niemand den Toaster und die Mikrowelle aus der Küche entwendet. Wir machen uns Abendessen und können dabei die Feuerroten Berge im Sonnenuntergang bewundern. Dann ist auch dieser Tag schon wieder vorbei und wir fallen in die Betten.

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