Donnerstag, November 09, 2006

Von Schafen und Pferden: Die Réttir

Der Herbst ist eigentlich vorbei, die ersten Winterstürme sind schon da, aber trotzdem noch mal der Versprochene Rückblick in den September. September ist der Monat der Abtriebe. Das heißt, die Schafe, die im Winter ins Hochland getrieben werden, werden in dieser Zeit zusammen gesucht und im Tale auseinander sortiert. Das ist ein Riesenspektakel und ich wollte es mir dieses Jahr nicht entgehen lassen. Mit einiger Mühe habe ich auch den optimalen Weblink gefunden. Eine Liste aller Termine und Orte für die Schafsabtriebe. Leider variiert die Anzahl der Schafe zwischen mehreren Tausend und einigen hundert – diese Zahl ist aber in der Regel nicht angegeben. Da ich mir eine mittelgroße Schafherde ersparen wollte, gings also zur Touristinfo. Da könnte man dann auch die Anfangszeit klären, die ebenfalls auf der Liste weitgehend fehlt. Die Leute im Touristoffice kannten tatsächlich auch ein tolle Website zu dem Thema – na ratet mal welche…

Also auf der Suche nach noch mehr Informationen ins nächste Touristoffice. Dort schien man einigermaßen verwundert, dass es Touristen gibt, die sich inmitten betrunkener Isländer stellen wollen, welche nach verrottetem Haifisch riechen, dabei grölen und lachen und zusehen, wie jede Menge Schafe in die Pferche ihrer Besitzer sortiert werden. Aber immerhin wusste man dort eine Möglichkeit, an genauere Informationen zu kommen – und zwar mit Hilfe der Telefonauskunft:



Hey, bist Du Farmer?

Ja!

Prima. Schafe oder Pferde?

Schafe!

Okay, dann kannst Du mir ja sagen, wann der Schafsabtrieb stattfinden wird.

Oh ja, am Samstag um 12.

Und, wie viel Schafe?

Ca 1500.

Okay, danke!

Das ist mal Info von der Quelle, würd ich sagen.

Nun ja, aufgrund eines Zeitungsberichtes haben wir uns dann doch entschlossen, zum sogenannten Tunguréttir in die Nähe von Þingvellir zu fahren. Leider lagen wir da ein bisschen daneben, zumindest was die Schafe angeht. Dafür gab es einen Haufen Jeeps, echten isländischen Glíma (eine Mischung aus Ringkampf, tanzen und Sumoringen – aber lasst das besser keinen Isländer hören, denn eine ernsthaftere Sportart gibt es wohl nicht…), Waffeln und Kaffee, ein bisschen isländische Volkslieder und eine Pferdeauktion, bei der das erste Pferd von einer Frau ersteigert wurde, die sich ab dem Preis von 6000 Kronen noch selber auf 70000 hochgeboten hat. Und ich habe auch noch was gelernt: Betrunken auf eine Auktion zu gehen kann unnötig teuer werden.

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