Dienstag, Mai 23, 2006

Mocking about Iceland

Mocking: englisch für spotten, sich lustig machen
Nachdem man mich genau auf diesen Punkt angesprochen hat frage ich mich - während ich an der Kasse im Bonus stehe- : „Mache ich mich eigentlich lustig über Island?“. Derweil muss die asiatische Kundin vor mir, die offensichtlich nicht gut Isländisch spricht, beim Bezahlen erfahren, dass ihr Limit auf der Kreditkarte erschöpft ist. Was tun? Erst mal alles in Tüten packen und dann zur Bank gehen, Geld holen und dann bezahlen. Okay, … nein doch nicht okay? Auf die nächsten 100 Fragen antwortet die Kassiererin mit einem stupiden „Ekki poka“ – keine Tüten. Ich steh nun schon 5 Minuten und wurde noch keines Blickes gewürdigt.
Was tut man mit Einkaufswaren, die schon durch die Kasse gegangen sind, aber nicht bezahlt wurden? Ausbuchen natürlich. Und so wandert jedes einzelne Teil noch einmal
durch die Kasse, wird akribisch mit dem Quittungszettel verglichen und ausgebucht. Ich warte immer noch auf einen erklärenden Blick – vergebens.
Also fange ich an, die Waren anzureichen, die außerhalb der Reichweite der Kassiererin liegen. Das dankbare lächeln und das Kopfnicken ist ein isländisches. Will heißen, es ist mehr innerlich. Also der Geist lächelt und nickt mit dem Kopf, während der Körper völlig in Ruhe verharrt. Als gewöhnlicher Mensch (also Nichtisländer) bleibt einem diese dankbare Geste verborgen. Als Isländer hätte man allerdings wahrscheinlich sogar gespürt, dass das imaginäre Lächeln bedeuten sollte: „Ahhh, ein neuer Mitarbeiter!“
So erwarte ich das weitere Geschehen. Der letzte Posten, ein paar Bananen, ist aus technischen Gründen nicht auszubuchen, muss also aufgegessen oder sonst wie vernichtet werden. Oder fragen wir mal alle anderen Kassiererinnen? Gute Idee… und mich verlässt die Geduld und ich wechsle nach 15 Minuten die Kasse.
Was wollte ich tun? Ach ja, die Frage war, ob ich mich lustig über die Isländer mache…
Ja, liebe Isländer, ich mache mich lustig über Euch. Ich bin Kölner, und deshalb muss ich das tun! Und ihr seid das Land, in dem Dörfchen zu Städten werden, Blechhütten zu Herrenhäusern. Straßenschilder stehen mitten auf der Straße, ihr esst Fisch zum Frühstück und geht zum Naseputzen aufs Klo! Jedem Outlaw ist sein eigenes Denkmal gewidmet - ohne Namen, versteht sich, denn jeder weiß ja, für wen es ist. Ihr beherbergt das größte Penismuseum der Welt und wenn die isländische Krone abstürzt, dann seit ihr weniger besorgt, als viel mehr Stolz über die Wellen, die das an den internationalen Märkten schlägt. Damit ihr weiterhin eure glückbringenden Steinhügel aufbauen könnt, werden diese Steine von Amts wegen in die Pampa transportiert. Eine eurer größten Banken hat sich Glitnir genannt und jedes Wochenende fahrt ihr mit Euren Autos durch die Innenstadt. Immer im Kreis. Bis Morgens um 6. Und das auch, wenn die Innenstadt nur 100 m lang ist. Einige von Euch denken ernsthaft darüber nach, ob man einen Tunnel zu den Westmännerinseln bauen soll, weil die Einwohner bisher so häufig seekrank werden und andere wollen den lokalen Flughafen ins Meer verlegen, weil der Bauplatz in Stadtnähe so begehrt ist. Manchmal denke ich, dass – bis ihr aus den Puschen kommt – im Süden schon wieder Siesta wäre, während ein anderes Mal angefangen wird zu schaffen, bevor überhaupt klar ist, was getan werden soll.
Beim Volleyball kann man Meister werden ohne ein einziges Spiel zu gewinnen und wenn Dr. Klug auf einem Eurer Pferde (die offiziell gar nicht so richtig Pferde sind) sitzt, dann schleifen seine Füße über den Boden – darauf möchte ich wetten!
Und last but not least: Eure Weltkarte sieht der Karte von Island verdammt ähnlich, denn Ihr haltet Euch für den Mittelpunkt der Welt und dass, liebe Isländer, kann gar nicht sein. Denn

Dat Hätz vun dr Welt,
jo dat es Kölle,
dat Hätz vun dr Welt,
dat schlät am Rhing.
Es och dr Himmel öfters jrau,
un et Sönnche schingk jet mau
doch die Kölsche han em Hätze Sunnesching.

Das Herz von der Welt,
ja das ist Köln
das Herz von der Welt,
das schlägt am Rhein
Ist auch der Himmel öfters grau,
und die Sonne scheint was mau
doch die Kölner haben im Herzen Sonnenschein.


Aber eins dürft ihr nie vergessen:
In Köln lacht man viel und herzlich, auch gerne über andere.
Aber erstens machen wir und nur über Sachen lustig, die wir eigentlich mögen.
Zweitens nehmen wir uns nicht gar so ernst, warum sollten wir dann Euch ernst nehmen?
Und drittens: Wenn Kölle die nödlichste Stadt Italiens ist, wie man manchmal sagt, dann sind wir auch gerne die südlichste Insel Islands! Denn Reykjavik und Köln sind sich unglaublich ähnlich!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Rallefson, schøne Theorie. Ich glaube aber eher, dass der Kölner (und wenn du alter Oberbergischer dich als Kölner bezeichnest, darf ich das als Niederrheiner wohl auch) sich eigentlich überall zu Hause fühlt. Zumindest hätte ich das mit den Gemeinsamkeiten bis zu deinem Artikel genauso über das kleine Nest am Westrand Norwegens gesagt. Ist es nicht eher ein 'mocking about the colognian point of view'?

Ralleffson hat gesagt…

Also erstmal bin ich in Köln geboren und nur temporär aus erzieherischen massnahmen ausgesiedelt worden (Ralleff, du sollst et sein lassen!!!).
Aber ansonsten geb ich Dir Recht. Ich liebe sie, die Isländer. Grad zieht vor der Tür einer um und läd dafür sein Haus (was durchaus einer schrottreifen Bruchbude gleicht) auf den Sattelschlepper...